Jahrbuch_2023/2024

„Die Herkunft und Geschichte eines Unternehmens spielen für die Mitarbeitenden eine zentrale Rolle.“

Dr. Andreas Hünerwadel

Als Präsident des Stiftungsrates der HOERBIGER Stiftung, der Mehrheitseigentümerin des Konzerns, ist Dr. Andreas Hünerwadel für den langfristigen Erhalt und Ausbau von HOERBIGER verantwortlich. Im Gespräch erklärt er, wie die Stiftung die Forschung in den Konzernunternehmen fördert und weshalb er sich gemeinsam mit der Familiengesellschafterin Frau Christiana Hörbiger für die bald 130 Jahre alte Geschichte des Unternehmens einsetzt.

HOERBIGER ist auf Wachstumskurs. Wie beurteilen Sie als Vertreter der HOERBIGER Stiftung diese Entwicklung?

 

Dr. Andreas Hünerwadel — Die Entwicklung macht uns große Freude. Die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HOERBIGER ist bemerkenswert und verdient unsere volle Anerkennung. Es ist schön, zu sehen, dass der Konzern seine Wachstumspläne konsequent umsetzt.

Unser Auftrag als Stiftungsrat ist es, die Eigenständigkeit – das heißt den Erhalt und Ausbau – von HOERBIGER langfristig zu sichern. Profitables Wachstum ist dafür die Voraussetzung. Wachstum bedeutet, dass der Konzern sich vorwärtsbewegt und nicht stillsteht. Die Profitabilität ermöglicht es dem Konzern, die Wachstumsstrategie umzusetzen und wirtschaftliche Reserven aufzubauen, was die Resilienz des Konzerns weiter stärkt und weitere Investitionen ermöglicht. Wachstum bedeutet Erfolg, der die Mitarbeitenden motiviert. Und Wachstum schafft auch Karrieremöglichkeiten, was sowohl für die bestehenden als auch für zukünftige Mitarbeitende sehr wichtig ist.

„Mut bedeutet für mich, Veränderungen und Investitionen im Konzern mit Zuversicht und einer grundsätzlich positiven Einstellung zu beurteilen.”

Dr. Andreas Hünerwadel
Präsident des Stiftungsrates

HOERBIGER strebt Wachstum durch Innovation an. Ein formaler Stiftungszweck ist es, die Forschung in den Konzernunternehmen zu fördern. Wie nimmt die HOERBIGER Stiftung diese Aufgabe im Alltag wahr?

 

AH — Als Eigentümerschaft unterstützen wir das profitable Wachstum des Konzerns auf verschiedenen Ebenen. So belassen wir den Gewinn des vergangenen Geschäftsjahres zu einem wesentlichen Teil im Unternehmen, damit die Geschäftsführung diesen in Innovationsprojekte und Akquisitionen investieren kann. Wir unterstützen aber auch Forschungskooperationen, welche vom Konzern initiiert und finanziert werden, um die Technologiekompetenz von HOERBIGER gezielt zu stärken oder zu erweitern.

 

Können Sie uns etwas mehr über diese Forschungskooperationen sagen?

 

AH — Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft mit der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz, eine der modernsten Hochschulen Österreichs, die für ihre Ingenieurskunst bekannt ist und eine technologische Schaffens- und Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus besitzt.

Am JKU HOERBIGER Research Institute for Smart Actuators forschen wir gemeinsam mit Dr. Florian Poltschak, dem Institutsvorstand, und seinem zehnköpfigen Team an Lösungen für zukünftige Systeme, in denen intelligente Bewegung neu gedacht wird. Diese Systeme bringen beispielsweise eine signifikante Energieeinsparung beim Betrieb von Gaskompressoren, oder sie dosieren punktgenau Schmiermittel, während sie sich selbst überwachen und damit gleichzeitig Lebensdauer und Leistungsfähigkeit des Systems erhöhen.

Wir erachten solche Forschungskooperationen als ungemein wichtig, denn wir bewegen uns in unserer Produktentwicklung in zunehmend höherwertigen und entsprechend komplexeren Technologien. Die Unterstützung durch externe Forschungskapazität ist in diesem Zusammenhang ein entscheidender Erfolgsfaktor, denn je anspruchsvoller unsere Produkte in technologischer Hinsicht werden, desto mehr Expertise und Tiefe in der wissenschaftlichen Durchdringung sind erforderlich. Dass wir seit 2010 mit der JKU partnerschaftlich verbunden sind, empfindet der Stiftungsrat als Glücksfall. Deshalb haben wir entschieden, das Engagement mit dem JKU HOERBIGER Research Institute for Smart Actuators weiter auszubauen.

Dr. Andreas Hünerwadel und Tobias Steger

Dr. Andreas Hünerwadel im Gespräch mit Tobias Steger, Leiter Corporate Communications, der für das Konzernarchiv verantwortlich zeichnet.

 

Gemeinsam mit der Familiengesellschafterin Frau Christiana Hörbiger setzt sich der Stiftungsrat für den Erhalt und die professionelle Aufbereitung des Unternehmenserbes ein. Was ist der Grund dafür?

 

AH — Hanns Hörbiger hat mit der Erfindung des Stahlplattenventils 1895 den Grundstein für unser Unternehmen gelegt. Während seine Söhne Paul und Attila die Begründer einer berühmten Schauspielerdynastie wurden, übernahm sein zweitältester Sohn Alfred 1931 das Familienunternehmen und baute es gemeinsam mit seiner Frau Martina zu einem internationalen Konzern aus.

Mit der Gründung der HOERBIGER Stiftung durch Martina Hörbiger sind wir nach ihrem Tod 1989 gemeinsam mit der heutigen Familiengesellschafterin Frau Christiana Hörbiger in die Fußstapfen der Unternehmerfamilie Hörbiger getreten. Sowohl für Frau Hörbiger als auch für die Stiftung ist klar, dass wir damit nicht nur die Verantwortung für das Familienunternehmen, sondern auch für das Familienerbe übernommen haben. Die Unternehmerfamilie Hörbiger war nicht nur für die Entwicklung des Konzerns verantwortlich, sondern hatte auch auf vielen anderen Ebenen Einfluss auf die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung. Dazu gehört zum Beispiel auch Hanns Hörbigers Betätigung auf dem Gebiet der Astronomie, wo er als Begründer und Vertreter der Welteislehre weit über Europa hinaus Bekanntheit erlangte. Diese wissenschaftlichen Interessen sind untrennbar mit dem unternehmerischen Lebenswerk von Hanns Hörbiger verbunden.

Wir spüren deutlich, dass in der heutigen Zeit die Herkunft und Geschichte eines Unternehmens für die Mitarbeitenden eine zentrale Rolle spielen. Wir sehen uns nach wie vor als Familienunternehmen und können mit unserer Geschichte die Werte und den Pioniergeist, den wir heute im Alltag gemeinsam leben, mit Geschichten und Handlungen aus der Vergangenheit belegen und nachvollziehen. Unsere Geschichte wirkt auf viele Menschen inspirierend und motivierend, weil sie sichtbar macht, woher wir kommen und für was wir stehen.

Uns geht es also nicht nur um die Dokumentation der HOERBIGER Geschichte für nachfolgende Generationen. Unser Anspruch ist es, unsere Geschichte noch besser zu kommunizieren und erlebbar zu machen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem renommierten Technischen Museum Wien einen starken Partner gefunden haben, der uns in dieser Arbeit unterstützt.

 

„Mit der Gründung der HOERBIGER Stiftung durch Martina Hörbiger sind wir nach ihrem Tod 1989 gemeinsam mit der heutigen Familiengesellschafterin Frau Christiana Hörbiger in die Fußstapfen der Unternehmerfamilie Hörbiger getreten.“

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Technischen Museum Wien?

 

AH — Das Technische Museum Wien, das größte technikhistorische Museum Österreichs, will verstärkt Unternehmen bei der Erschließung und Erlebbarmachung ihrer Geschichte unterstützen und betreuen. Im dafür am Forschungsinstitut des Museums gegründeten Österreichischen Archiv für Unternehmensgeschichte und -kultur sollen deshalb firmenhistorische Bestände des Museums mit Firmenarchiven zusammengeführt und ausgebaut werden. Wir sind stolz, dass wir mit dem Technischen Museum als erstes Unternehmen eine Partnerschaft in diesem Bereich eingehen konnten.

 

Welcher Unternehmenswert ist für Sie persönlich am wichtigsten, und warum?

 

AH — Wenn ich mich aus Sicht der Stiftung auf einen Unternehmenswert fokussieren müsste, würde ich mich für Mut entscheiden. Mut bedeutet für mich Zuversicht, im Sinne einer grundsätzlich positiven Einstellung, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht. HOERBIGER ist langfristig ausgerichtet. Bei uns steht profitables Wachstum in einem ausgewogenen Verhältnis zur Stabilität des Konzerns sowie zu dem für die Stiftung wesentlichen Wert der sozialen Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Wir gehen mit einer vernünftigen Portion Risikobereitschaft neue Projekte an, auch wenn diese nicht sofort im nächsten Quartal ein Ergebnis bringen. Und wir sind eigenständig und fordern uns selbst immer wieder heraus, Veränderungen in der Gesellschaft und in den Märkten positiv anzugehen und proaktiv zu nutzen.

„HOERBIGER ist langfristig ausgerichtet. Bei uns steht profitables Wachstum in einem ausgewogenen Verhältnis zur Stabilität des Konzerns sowie zu dem für die Stiftung wesentlichen Wert der sozialen Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

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